Vorwort

„In Deutschland sind ca. eine halbe Million Menschen dauerhaft oder zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen.(... ) Die am meisten verkauften Rollstühle mit einem Marktanteil von etwa 85 % sind Greifreifen-Rollstühle. (…)  Die nächstgrößere Verbreitung haben Elektrorollstühle mit etwa 12 %. Demgegenüber haben alle anderen Rollstuhlarten (Schieberollstühle, Handhebelrollstühle und Trippelrollstühle) zusammengenommen eine Verbreitung von weniger als 3 % des Gesamtumfangs.“
(Albers, Bettina: Greifreifenrollstühle im Test: Nicht alle Modelle sind Selbstfahrern zumutbar.- Download hier)

Nach anderen Quellen beträgt die Zahl der RollstuhlfahrerInnen in Deutschland 1,5 Millionen, was einem Anteil von 1,9% an der Gesamtbevölkerung entspricht. In dieser Zahl sind auch Nutzer enthalten, die nur vorübergehend einen Rolli nutzen.
(Quelle: MTD 1/2012 S.38)

 

 

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Sollten Sie sich für die Anschaffung eines Rollstuhls interessieren, so ist es ratsam, sich zuvor gründlich zu informieren. Es ist nicht sehr schwer, einen Rollstuhl verordnet zu bekommen, und auch die Krankenkassen übernehmen bei entsprechender Indikation die Kosten problemlos. Etwas anderes ist es aber, ob man auch den Rollstuhl bekommt, der seinen speziellen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Das ist schon sehr viel schwieriger.

 

Grundlegende Aspekte der Rollstuhlversorgung

Bei der Rollstuhlversorgung spielen 3 Themenkreise eine wesentliche Rolle:

  • Die technischen Aspekte (Was für ein Rollstuhl?)
  • Der Versorgungsprozess (Wie bekomme ich einen Rollstuhl?)
  • Mentale Aspekte (Wie komme ich mit meiner Behinderung zurecht?)

Der mentale Aspekt ist der wohl schwierigste Teil an der ganzen Sache. Sich mit dem Gedanken anzufreunden, auf unabsehbare Zeit einen Rollstuhl benutzen zu müssen, ist schon eine arge Herausforderung.

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Zusätzlich erschwert wird diese Aufgabe noch durch den Symbolgehalt, den so ein Rollstuhl in sich trägt. Wir alle kennen das Rollstuhlsymbol von Parkplätzen und anderen behindertenspezifischen Einrichtungen, das uns zu besonderer Rücksichtsnahme auffordert. Wir verbinden damit Handicap, Hilfebedürftigkeit und unangenehmen Sonderfall. „Rollstuhl“ steht für Krankheit, ausgegrenzt sein und Hilfebedürftigkeit; für den Verlust an Selbstbestimmung und Souveränität. Man ist an den Rollstuhl "gefesselt"!

Ob man will oder nicht, trägt man all diese negativen Konnotationen mit sich herum.

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Kommt man nun in die Situation selbst einen Rollstuhl zu benötigen, muss man sich also nicht nur mit seinem Handicap arrangieren, sondern sich mit all diesen negativen Assoziationen herumschlagen. Es ist nicht einfach den Kopf frei zu kriegen und den Rollstuhl als das zu sehen, was er ist:

Ein Hilfsmittel im besten Sinne des Wortes, das einem verloren gegangene Mobilität wenigstens teilweise wieder zurück gibt. Der Rollstuhl ermöglicht den Wiedergewinn an Selbstbestimmung und Souveränität und damit verbunden, eine Steigerung der Lebensqualität.

Hat man diese mentale Hürde erst einmal genommen, kann aus einem Rollstuhl ein echtes Fun-Gerät werden!

Wir können leider nicht tiefer auf die mentalen Aspekte der Rollstuhlversorgung eingehen, zu komplex ist dieses Thema. Wir möchten Sie aber in diesem Zusammenhang auf die vielen Selbsthilfeforen im Internet, auf Behindertenverbände, Sportvereine usw. hinweisen. Hier kann man Erfahrungen austauschen und bekommt oft auch ganz konkrete Hilfen.

 

Einstieg in die Rollstuhlversorgung

Im Folgenden wollen wir versuchen, Ihnen Informationen an die Hand zu geben, die Ihnen den Einstieg in das Thema „Rollstuhlversorgung“ hoffentlich etwas erleichtern.

 Die Auswahl des Rollstuhls ist von verschiedensten Faktoren abhängig. Z.B.:

  • dem Handicap des Nutzers
  • dem Einsatzbereich
  • der Anpassbarkeit des Fahrzeugs an sich ändernde Bedürfnisse
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In unserer Rolli Typologie finden Sie einen Überblick über Art und Einsatzbereich gängiger Rollstuhltypen. Dieser Überblick kann natürlich nicht vollständig sein. Er wird Ihnen aber den Einstieg in die Thematik erleichtern.

Im Bereich Zusatzantriebe stellen wir Ihnen einige Beispiele für Zug- und  Schiebegeräte vor, die sowohl manuell, als auch elektrisch betrieben zur Verfügung stehen.

Anschließend gehen wir ins Detail. Im Bereich Rollstuhlauswahl und Anpassung geben wir Ihnen Informationen zur eigentlichen Rollstuhlauswahl. Wir beschreiben wesentliche Konfigurationsmöglichkeiten und gehen näher auf die individuelle Anpassung von manuellen und elektrischen Rollstühlen ein.

Ein extra Kapitel widnmet sich den Besonderheiten der Rollstuhlversorgung von Kindern.

Beim Versorgungsprozess spielt die Abstimmung mit den beteiligten Akteuren eine zentrale Rolle.
Die Akteure sind u.a.:

  • Ärzte und Physiotherapeuten
  • Kostenträger (z.B. Krankenkassen)
  • Fachhändler
  • verschiedenste Berater

Im Themenbereich Versorgungsprozess versuchen wir diesen Prozess darzustellen und Sie auf einige Schwierigkeiten vorzubereiten, mit denen Sie wahrscheinlich konfrontiert sein werden. Auch hier: Unsere Informationen sind nicht vollständig und sollen lediglich den Einstieg in die Thematik erleichtern.

Ganz Wichtig:

Wir versuchen nach Kräften Sie so umfassend und korrekt wie möglich zu informieren.
Leider können wir keine Garantie auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit übernehmen. Irrtümer sind deshalb nicht ausgeschlossen.
Wir bitten Sie daher um Verständnis, dass wir für alle unsere Informationen keine Haftung übernehmen können.

Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass unsere Informationen als Anregung zu verstehen sind. Sie können keinesfalls die Beratung von geschultem Fachpersonal ersetzen!